Panel 7 - GVO

Hauptziel dieses Panels ist es nicht das Thema GVO allgemein, hinsichtlich der vermutlichen oder wirklichen Gefahr für die Biodiversität oder Gesundheit der Menschen, in Angriff zu nehmen. Wir werden uns hingegen auf einen spezifischen Aspekt des Problems konzentrieren: sind die Biotechnologien in der Lage Nahrungssicherheit zu bieten, die Umwelt zu schützen und die Armut zu reduzieren, wie einige Vertreter der Biotechnologie-Industrien behaupten?

Die Gefahr besteht nämlich darin, dass die konkreten Probleme der Nahrungssicherheit und Umweltauswirkungen vernachlässigt werden, in der Illusion irgendeine "magische" GVO-Technologie anwenden zu können, die alle Probleme löst. Tatsächlich neigen diese Technologien eher dazu, sich um die Symptome und nicht um die Ursachen der Probleme zu kümmern, und sie sind auch nicht gerade besonders gut in der Pflege der Symptome, da sie alle Übel der modernen Landwirtschaft unverändert lassen.

Nicht humanitäre, sondern vom Profit geleitete Ziele

Miguel Altieri von der University of California von Berkley ist besorgt, weil "die Biotechnologien dazu genutzt werden, die Probleme zu beheben, die vorherige agrochemische Technologien verursacht haben (Resistenz gegen Pestiziden, Umweltverschmutzung, Abbau der Böden), die von denselben Firmen gefördert wurden, die heute an der Spitze der Bio-Revolution stehen". [Altieri1999b]

Hinter den meisten in der Landwirtschaft verwendeten Biotechnologien steht eher Profitgier als die Antwort auf eine Notwendigkeit. Das wahre Ziel der Industrie ist es nicht, die Landwirtschaft der Dritten Welt effizienter und produktiver zu gestalten, sondern Profit zu erzeugen [Buschl990]. Das geht klar aus der Untersuchung der Haupttechnologien des heutigen Marktes hervor: (1) Gegen Pestiziden resistenter Anbau, wie die "Roundup Ready" Soja von Monsanto und (2) der "Bt" (Bacillus thuringiensis) Anbau, verändert um selbstständig Insektiziden herzustellen. Als Ergebnis sichern sie sich eine höhere Quote auf dem Markt der Herbiziden mit einem Patentprodukt und erhöhen den Verkauf der Samen zulasten des Gebrauchs eines Schlüsselprodukts im Kampf gegen Parasiten (das auf den Bacillus thuringiensis basierende Insektizid), worauf sich viele Landwirte, einschließlich die im biologischen Sektor, als Alternative zu Insektiziden verließen. [Hobbelinkl991].

Bis jetzt gibt es sehr wenige Beweise für GV-Anbau zugunsten der Armen: weniger als 1% der Gewinne aus dem GV-Anbau erster Generation kam tropischen Ländern zugute. In diesen Ländern überwiegt Nahrungsunsicherheit und es gab keine bedeutenden Veränderungen was die Investitionen in der Forschung der zweiten Generation betrifft. [Pingali2002]

Einige bringen das Beispiel vom sogenannten "Vitamin A Reis" und der in Lebensmitteln eingeflößten Impfstoffe, beide Techniken, deren Nutzen für die Gesellschaft entschieden zweifelhaft ist. Wissenschaftler stehen noch ganz am Anfang der Entwicklung von Impfstoffen in Lebensmitteln, sind von einer Umsetzbarkeit weit entfernt und melden einige ernste, bekannte und unbekannte, Gesundheitsrisiken für Menschen.

Gentechnisch veränderter Reis ist nicht der richtige Weg, um der Situation von zwei Millionen Kindern entgegen zu treten, die Blindheit aufgrund Vitamin A Mangel riskieren. Dieser Mangel ist kein "Problem", sondern eher ein "Symptom", das auf eine allgemeine Situation von unangemessener Ernährung hinweist, die sowohl mit der Armut als auch mit einer Veränderung der Landwirtschaft verknüpft ist, die vom getrennten Anbau auf Monokultur übergegangen ist. Laut Altieri "weisen die Menschen keinen Vitamin A Mangel auf, weil ihr Reis zu wenig Vitamin A oder Betacaroten enthält, sondern weil ihre Ernährung auf nur Reis und sonst fast nichts reduziert worden ist. Daher leiden sie an vielen anderen Krankheiten, die mit der Ernährung zusammenhängen und die nicht einfach mit Betacaroten, sondern gemeinsam mit dem Vitamin-A-Mangel durch eine abwechslungsreichere Ernährung beseitigt werden können." [Altieri1999]

Steigerung der Ernte

Verschiedene Versuchsproben haben gezeigt, dass gentechnisch veränderte Samen nicht in der Lage sind den Ertrag der Ernte zu steigern. Eine Studie der Economic Research Service der Abteilung für Landwirtschaft in den USA (USDA) zeigt, dass 1998 die Ernten aus dem GVO-Anbau sich nicht auf bedeutende Art von denen des normalen Anbaus unterschieden, was verschiedene Kombinationen von Anbau und Regionen (12 Anbauarten, 18 Regionen) angeht. Dasselbe Ergebnis wurde in einer anderen Studie bestätigt, wo mehr als 8.000 Probleme vor Ort untersucht wurden: es stellte sich heraus, dass die Roundup Ready Sojasamen im Vergleich zu anderen konventionellen Varianten, eine geringere Menge an Soja produzierten. [USDAl999]

Von 1950 bis 1990 erhöhte sich die durchschnittliche Produktivität der Weizenernten weltweit um jährlich 2,1 Prozent, einer im Vergleich zum Bevölkerungswachstum also höheren Menge, die auf 1,9 Prozent jährlich liegt. Von 1990 bis 2000 sank das Wachstum im Anbau drastisch auf jährlich 1,2 Prozent, während das Bevölkerungswachstum allein 2004 auf jährlich 1,2 gesunken ist. Es ist vorauszusehen, dass die Höhe der Leistung des Anbaus von 2000 bis 2010 weiter sinkt und 0,7 Prozent erreicht, was weit unter dem jährlichen Bevölkerungswachstum liegt. [Brown2005]

Ist die Gentechnik in der Lage eine Erhöhung der Produktivität im Anbau zu bewirken? Die Wahrscheinlichkeiten sind minimal: erstens hat sich die Aufmerksamkeit gegenüber GV-Samen bis jetzt (nach zwanzig Jahren Forschung) auf die Varietäten begrenzt, die resistent gegen Herbiziden, Insekten oder Krankheiten sind, und daneben spezifische agronomische Eigenschaften haben (Salzverträglichkeit oder Resistenz gegen Trockenheit), oder die Qualität der Ernte verbessern (eine bessere Qualität der Maisproteine oder ein höherer Ölgehalt in der Sojabohne). Es wurde keine Varietät mit der Absicht entwickelt, die Ernten zu steigern. Die Aussicht ist also nicht vielversprechend, ganz einfach weil die Saatgut-Hersteller schon mit den herkömmlichen Techniken das genetische Potential voll ausgenutzt haben, der in der Lage ist, die von der Photosynthese erzeugte Energieportion zu erhöhen, die direkt zum Samen geht anstatt in anderen Prozessen der Pflanze "verschwendet" zu werden. Die einzigmögliche Option wäre es die Wirksamkeit der Photosynthese zu erhöhen, was weit über den Möglichkeiten der Gentechnik steht. Die Leistungskraft der Photosynthese, gemeinsam mit der Verfügbarkeit von Erde und Wasser, ist die tatsächliche Grenze zur Menge an Lebensmitteln, die auf der Erde hergestellt werden können. [Brown2005]

Verschlimmerung der Umweltauswirkungen

Der RR-Soja-Anbau basiert auf den Einsatz von Herbiziden, d.h. es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Verwendung reduziert wird. Im Jahre 1998 haben die Erzeuger, die diese Art von Sojabohne verwendeten, 2 bis 5 Mal mehr Herbiziden verbraucht als die Erzeuger mit Sojaanbau ohne GVO, die andere Systeme von Unkrautvertilgung benutzten. Die deutliche Beliebtheit der Roundup Ready Sojabohne, trotz der höheren Kosten und einer niedrigeren Ernte, zeigt wie schwierig es ist den Sojaanbau zu verwalten, der auf Herbiziden basiert. Die schnelle Entwicklung der neuen Varietäten von Unkraut, die in der Lage sind dem Roundup zu widerstehen, bestätigt die Notwendigkeit integrierte und verschiedene Taktiken für den Umgang mit Unkraut zu entwickeln. [Benbrook1999]

Sowohl das Unkraut als auch die Insekten entwickeln im GV-Anbau, wo Insektiziden (z.B. Bt) verwendet werden, Resistenz gegen gewisse Substanzen. Deshalb gibt es in den USA die Gesetzesvorschrift, wonach der Druck auf Schädlinge reduziert werden muss, um das Phänomen der Resistenzentwicklung mit einer integrierten Verwaltung im Bt-Anbau zu verhindern. Ein Teil des Anbaugebietes muss demnach als "Zuflucht" für den Nicht-GV-Anbau mit Rotation und ohne Bt-Mais eingeteilt werden, wo kein hohes Insektenaufkommen herrscht. [Pretty2002]

Senkung der Lebensmittelsicherheit

Verschiedene wichtige humanitäre Organisationen, die sich um Lebensmittelsicherheit kümmern, wie Oxfam, Christian Aid und Action Aid, haben Berichte veröffentlicht, in denen sie behaupten, die GV Anbauungen könnten das Problem der Lebensmittelunsicherheit verschärfen [Sexton2003, Oxfam1999]. Sie behaupten, dass der GV-Anbau keineswegs die ärmsten Bauern erreichen könnte, für die es also noch schwieriger wäre sich Nahrung zu besorgen. Auch wenn der GV-Anbau in seltenen Fällen helfen könnte, kann er, laut diesen Organisationen, auch den globalen Effekt der Nahrungsunsicherheit erhöhen.

Das Hauptproblem besteht darin, dass Biotech-Konzerne zu den Kosten der Samen eine weitere Quote für die eingesetzten Biotechnologien hinzufügen müssen; bis heute sieht es aus, als wenn dieser Aufpreis größtenteils der Gewinnspanne der Landwirte oder, in einigen Fällen, der gesamten Gewinnspanne für Landwirte, entspricht. Die britische House of Lords erklärt: "Es herrscht die von den Landwirten, den Zeugen und von uns selbst geteilte Angst, dass die Macht von wenigen agrochemischen Firmen über den Herstellungsprozess (Entwicklung und Anbau) von GV-Ernten schon groß ist und noch größer wird". [House1999]

References

[Altieri1999]
Altieri, M.A. and Rosset, P. (1999). Strengthening the case for why biotechnology will not help the developing world: a response to McGloughlin. AgBioForum, 2(3&4), 226-236. Available on the World Wide Web: http://www.agbioforum.org.

[Altieri1999b]
Altieri M, Rosset P, "Ten reasons why biotechnology will non ensure food security, protect the environment and reduce poverty in developing world", AgBioForum 2(3-4), pp. 155-182

[Benbrook1999]
Benbrook C., Evidence of the Magnitude and Consequences of the Roundup Ready Soybean Yield Drag from University-Based Varietal Trials in 1998, Ag BioTech InfoNet Technical Paper Number 1, 13 Jul 1999

[Brown2005]
Brown L.R., Outgrowing the Earth, Earthscan, London, 2005.

[Busch1990]
Busch, L., Lacey, W.B., Burkhardt, J., and Lacey, L. (1990). Plants, power and profit. Oxford, England: Basil Blackwell.

[Hobbelink1991]
Hobbelink, H. (1991). Biotechnology and the future of world agriculture. London: Zed Books, Ltd.

[House1999]
House of Lords Select Committee on the European Communities, EC Regultaion of Genetic Modification in Agriculture, HMSO, London, 1999.

[Oxfam1999]
Oxfam, Genetically modified crops, world trade and food security. Oxfam, Oxford, 1999.

[Pingali2002]
Pingali, P. L., and G. Traxler. Changing locus of agricultural research: will the poor benefit from biotechnology and privatization trends? Food Policy 27, 2002, 223-238: 228.

[Pretty2002]
Pretty J., Agri-Culture - Reconnecting People, Land an Nature, Earthscan Publications, London, 2002

[Sexton2003]
Sexton, S. GM crops - going against the grain. Action Aid, London, May 2003.

[USDA1999]
United States Department of Agriculture (USDA). (1999). Genetically engineered crops for pest management. Washington DC: USDA Economic Research Service.