Panel 1 - Umweltauswirkungen

Wie schon in der Einleitung des Panels "Fehl- und Unterernährung" dargestellt, sind Zuchttiere als "Maschinen" für die Umwandlung von pflanzlichen in tierische Proteine wirklich unergiebig; aus diesem Grund werden für die Produktion von tierischen Lebensmitteln viel mehr Rohstoffe verbraucht, als für die Herstellung von pflanzlichen Lebensmitteln. Diese enorme Rohstoffverschwendung ist eine kaum bekannte, aber dafür die verheerendste Konsequenz der so sehr gepriesenen "Livestock Revolution" (Viehrevolution). Es ist unbestreitbar, dass diese Rohstoffverschwendung eine enorme Auswirkung auf unsere Umwelt hat. Das World Watch Institute hat bestätigt, dass mit der Entwicklung der ökologiewissenschaft nunmehr feststeht, dass der menschliche Appetit für tierisches Fleisch der echte Auslöser für die Hauptkategorien von Umweltschäden ist, die in dieser Zeit die Zukunft der Menschheit bedrohen: Entwaldung, Erosion, Trinkwassermangel, Luft- und Wasserverschmutzung, Klimaveränderungen, der Verlust von Biodiversität, soziale Ungerechtigkeit, Destabilisierung der Gemeinschaften und die Verbreitung von Krankheiten.

Trotz allem hat sich der Fleischkonsum pro Kopf im letzten halben Jahrhundert mehr als verdoppelt und die Bevölkerung wächst weiterhin. Daher ist der gesamte Fleischverbrauch um das 5-fache gestiegen. Das führt zu einem immer größer werdenden Druck auf Trinkwasserquellen, Erdboden, Futter, Dünger, Brennstoff, Leistungsfähigkeit der Müllentsorgung und auf die meisten der anderen begrenzten Rohstoffe der Erde. [WWI2004]

Bodenabbau

Der Bodenabbau ist eins der größten Probleme, dem die moderne Landwirtschaft entgegentreten muss. Während für die Erschaffung von einem Zentimeter Erde 20 bis 1000 Jahre benötigt werden, schätzen die Vereinigten Nationen, dass Wind und Wasser jedes Jahr 1% der Erde erodieren. Es ist allgemein nicht sehr bekannt, dass die Tierzucht einer der Hauptfaktoren von Bodenerosion ist. Wenn eine Weidefläche übermäßig genutzt wird, verdichten die Tiere die Erde mit den Hufen und entreißen die Vegetation, die die Erde zusammen hält und verursachen so die Erosion. Die Intensivzucht, hingegen, vernichtet den Erdboden mit dem Anbau für Getreide für Tierfutter, das notwendig ist, um diese Industrie zu erhalten, und verbraucht dafür enorme Mengen an landwirtschaftlich nutzbaren Böden. Aus diesem Grund sinkt die Menge an Ackerböden pro Kopf auf der Welt ständig: sie ist von 0,40 Hektar pro Person im Jahr 1961 auf 0,25 Hektar im Jahr 1999 gesunken. Ein extremes Beispiel von Erdbodenabbau ist die sogenannte Verwüstung. Die Landwirtschaft kann zur Verwüstung direkt beitragen, durch schädliche Handlungen wie Intensivanbau, die übermäßige Nutzung von Weideflächen, Trinkwassermissbrauch, oder auch indirekt durch Waldrodung, um neue landwirtschaftlich nutzbare Böden oder neue Weideflächen für Tiere zu schaffen. [Horrigan2002]

Auf internationaler Ebene sind ernste Probleme aufgetreten, wie die Verdichtung des Erdbodens, Erosion und Abnahme der Fruchtbarkeit in vielen Gebieten, die der Rinderzucht gewidmet sind. Dazu gehören West-, Zentral- und Südamerika, Australien und die Sub-Sahara Afrikas. Das Umweltprogramm der Vereinigten Nationen (UNEP) schätzt, dass 20% der Weideflächen auf der Welt seit 1945 einen schlimmen ökologischen Schaden erlitten haben und dass der Zerstörungsrhythmus ständig ansteigt. [Cox2000]

Entwaldung

In nur zehn Jahren (von 1990 bis 2000) hat das brasilianische Amazonien ein Waldgebiet verloren, das doppelt so groß wie Portugal ist: das meiste dieses Gebiets wird für Weideflächen für Rinder genutzt, die intern verbraucht oder nach Europa, Japan und in die USA exportiert werden.

Die jährliche Entwaldungsrate ist in den folgenden Jahren ständig angestiegen und 2002 ist sie um 40% gestiegen. 10% der entwaldeten Gebiete werden für den Sojaanbau (zur Tierfutterherstellung in Intensivhaltungen) verwendet, der Rest wird als Weidegebiet benutzt; in wenigen Jahren kommt es zu einem unabwendbaren Verwüstungsprozess, weswegen wieder neue Waldflächen abgeholzt werden müssen, in einem Kreislauf, der die Umwelt immer mehr degradiert. Von 1997 bis 2003 ist das Exportvolumen von Rindern aus Brasilien um das fünffache angestiegen; 80% von diesem Produktionsanstieg stammen aus den Wäldern Amazoniens. [Kaimowitz2003]

Chemische Verseuchung

Die Menschen waren mehr als 10.000 Jahre landwirtschaftlich tätig, aber nur in den letzten 50 Jahren haben die Erzeuger eine starke Abhängigkeit gegenüber chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pestiziden entwickelt. Die Ernten nehmen nur ein Drittel bis die Hälfte des als Düngemittel verwendeten Stickstoffs auf: die ungenutzten chemischen Substanzen verseuchen den Erdboden und das Trinkwasser. Nach Statistiken des FAO werden die Hälfte aller Getreide und 90% des auf der Welt hergestellten Soja als Tierfutter verwendet und diese chemischen Substanzen werden hauptsächlich in der Monokultur für die Herstellung von Tierfutter benutzt. Es ist also klar, dass die Hauptverantwortung für den enormen Verbrauch an chemischen Substanzen in der Viehzucht liegt. Wenn der Erdboden dazu genutzt würde, auf nachhaltige Weise, mit Fruchtfolge, Lebensmittel direkt für Menschen herzustellen, würden viel weniger chemische Substanzen benötigt.

Energieverbrauch

Die Umwandlung von Getreide zu Fleisch verursacht eine enorme Energieverschwendung, vor allem bei der Verwendung von Rindern. Für die Herstellung von 1 kcal Fleischproteine werden durchschnittlich 25 kcal Fossilbrennstoffe verbraucht, das heißt 11 mal so viel wie für die Herstellung von Weizen (2,2 kcal). Das Verhältnis ist also 57:1 für Lammfleisch, 40:1 für Rindfleisch, 39:1 für Eier, 14:1 für Milch und Schweinefleisch. [Pimentel 2003]

Wasserverbrauch

Der hohe Wasserverbrauch ist einer der größten Umweltauswirkungen der Viehzucht. In den Vereinigten Staaten wird für die Landwirtschaft, die hauptsächlich der Viehzucht und Tierfutter gewidmet ist, mehr Wasser verbraucht als für alles andere, und insgesamt beläuft es sich auf 70% des auf der ganzen Welt verbrauchten Wassers. Für die Herstellung von Viehfutter werden zwischen 500 und 2000 Liter pro Kilo geerntetes Produkt verbraucht. Die Tiere verbrauchen nur 1,3% des insgesamt in der Landwirtschaft verbrauchten Wassers direkt; trotzdem ist die erforderte Menge an Wasser, wenn man auch die für den Anbau von Getreide und Viehfutter nötige Menge berücksichtigt, um ein Ganzes höher. Für 1 kg Rindfleisch aus der Intensivzucht werden 100.000 Liter Wasser benötigt (200.000 bei extensiver Viehzucht); für 1 kg Huhnfleisch werden 3.500 Liter Wasser benötigt, 2.000 für Soja, 1.910 für Reis, 1.400 für Mais, 900 für Weizen, 500 für Kartoffeln. [Pimentel1997]

Der Leiter des International Water Institute von Stockholm hat folgendes erklärt: "Tiere werden mit Getreide gefüttert, und die Weidetiere benötigen auch eine viel größere Menge an Wasser als der Getreideanbau. Aber in den Industrieländern und in einigen Entwicklungsländern verlangen die Verbraucher nach noch mehr Fleisch [...]. Aber es wird fast unmöglich sein, die zukünftigen Generationen mit denselben Essgewohnheiten zu ernähren, wie wir heute in Westeuropa und in Nordamerika gewohnt sind." Er hat außerdem hinzugefügt, dass die Reichen in der Lage sein werden das Problem zu umgehen, indem sie virtuelles Wasser importieren, was Nahrung (Tierfutter oder Fleisch) aus anderen Ländern bedeutet, auch aus denen, wo Wassermangel herrscht. [Kirby2004]

Entsorgung der Exkremente

Wenn Tiere auf traditionelle Art gezüchtet werden, werden ihre Exkremente als nützlich angesehen - ein Schlüsselelement in den Landwirtschaftssystemen mit Fruchtwechsel, die eine große Vielfalt an Nahrungsmitteln herstellen und den Boden gesund und fruchtbar halten. Aber wenn zu viele Tiere auf einem zu kleinen Gebiet gezüchtet werden, ist das anliegende Gebiet nicht in der Lage die ganzen Exkremente zu entsorgen. Das passiert täglich in der Intensivzucht, die heute in den Industrieländern so weit verbreitet ist und die sich auch in den Entwicklungsländern schnell verbreitet. In den USA werden die Bauernhöfe oder Gehege, in denen Schlachttiere in geschlossenen Räumen gehalten und gezüchtet werden, "Maststrukturen" (Animal feeding operations - AFOs) genannt. Diese Tiere verursachen enorme Mengen an Exkrementen: eine Milchkuh verursacht zum Beispiel dieselbe Menge an Exkrementen, wie 20-40 Personen. [EPA2005]

Die flüssigen und halbflüssigen Exkremente der Tiere enthalten eine Menge an Phosphor und Stickstoff, die über der Norm liegt, weil die Tiere nur einen kleinen Teil dieser Substanzen, die sich in ihrem Futter befinden, aufnehmen können. Wenn die Exkremente der Tiere ins Wasser gefiltert werden, verderben das vorhandene Stickstoff und Phosphor in Überschuss die feuchten Gebiete. Circa 70-80% des Stickstoffs, das Rindern, Schweinen und Legehennen mit der Nahrung verabreicht wird, und 60% von dem der "Fleischhühner", wird mit dem Kot und dem Urin ausgestoßen und gelangt ins Wasser. [CIWF2004]

Heutzutage werden die Überschüsse an Exkrementen auf dem Erdboden verteilt und gefährden damit die Gewässer und die darin lebenden Fische. Die Ablagerungen der Exkremente aus der Intensivzucht sind oft stinkende Exkrementansammlungen, die schon in vielen Staaten der USA Umweltdesaster verursacht haben, indem sie infektiöse Bakterien in die anliegenden Flüsse verschütten, die zu den, als Trinkwasser verwendeten, wasserführenden Schichten gelangen. [NRDC1999]

Globaler Temperaturanstieg und saurer Regen

Die Erderwärmung wird vom Energieverbrauch verursacht, da in der modernen Welt die Hauptenergiequellen Brennstoffe mit einem hohen Gehalt an Kohlenstoff sind, die bei der Verbrennung Kohlenstoffdioxid oder andere Treibhausgase ausstoßen. Wie schon erwähnt, ist die Viehzucht eine der Hauptursachen für den Anstieg von Brennstoffen. Aber die Tiere stoßen auch direkt Treibhausgas aus, als Nebenprodukt ihrer Verdauung. Rinder stoßen eine bedeutende Menge an Methan, einem potenten Treibhausgas, in die Luft aus. [WWI2004]

In Großbritannien durchgeführte Studien erklären, dass die Fermentation in den Mägen der Rinder und Schafe für 95% des in Tierhaltungen produzierten Methans verantwortlich ist, während der Rest von den Exkrementen verursacht wird. Dieselbe Studie zeigt, dass ein Drittel der Stickstoffoxydemission der gesamten Nation von Tierexkrementen stammen, während 90% der Ammoniakemission von Zuchttieren stammen. [CIWF2002]

Außerdem ist der hohe Gehalt an Ammoniak in den Tierexkrementen eine der Hauptursachen von saurem Regen.

References

[CIWF2002]
CIWF, "The Detrimental Impacts of Industrial Animal Agriculture", CIWF Trust, 2002

[CIWF2004]
CIWF, "The global benefits of eating less meat", CIWF Trust, 2004

[Cox2000]
Cox J., Varpama S., "The 'Livestock Revolution' - Development or Destruction", Compassion in World Farming. September 2000.

[EPA2005]
US Environmental Protection Agency, "Region 9: Animal Waste Management - What's the problem", July 2005 - http://www.epa.gov/region09/cross_pr/animalwaste/problem.html (as accessed 30-8-2005)

[Gleick2008]
Gleick P, Cooley H, Cohen M, Morikawa M, Morrison J, Palaniappan M (2010) The World's Water 2008-2009. Pacific Institute, Island Press.

[Horrigan2002]
Horrigan L., Lawrence R.S., Walker P., "How Sustainable Agriculture Can Address the Environmental and Human Harms of Industrial Agriculture", Environment Health Persepctive, May 2002, vol. 10, number 5

[Kaimowitz2003]
Kaimowitz D., Mertens B., Wunder S., Pacheco P. "Hamburger connection Fuels Amazon Destruction", Center for International Forestry Research (CIFOR), april 2003

[Kirby2004]
Alex Kirby, "Hungry world 'must eat less meat'", BBC News Online, August 15 2004

[NRDC1999]
Natural Resource Defense Council, "America's Animal Factories How States Fail to Prevent Pollution from Livestock Waste", NRDC Report, 1999

[Pimentel2003]
Pimentel D., Pimentel M., "Sustainability of meat-based and plant-based diets and the environment", Am J Clin Nutr 2003;78(suppl):660S-3S

[Pimentel1997]
Pimentel D., Houser J., Preiss E., White O., "Water Resources: Agriculture, the Environment, and Society", Bioscience, February 1997 Vol. 47 No. 2.

[WWI2004]
World Watch Institute, "Meat - Now, it's not personal!", World Warch magazine, July/August 2004